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Die 1992 in Seoul/Südkorea geborene und auch in Nizza lebende und arbeitende Künstlerin Jieun Oh ist zurzeit als Stipen-diatin für internationalen Kulturaustausch Gast im Westwerk. Ausgebildet in traditioneller koreanischer Malerei und mit einem DNSEP der Villa Arson, verbindet ihre transdisziplinäre Praxis – Malerei, Keramik, partizipatorische Installationen – Migranten-geschichten mit den stillen Überlebensstrategien urbaner Pflanzen. Zu ihren letzten Ausstellungen gehörten Sweet Days of Discipline
(Villa Arson, 2024), Genius Loci (Maison Bernard, 2024) und Gemein-schaftsworkshops in der Daegu Art Factory. Sie wurde 2025 mit dem ARKO Emerging Artist Award ausgezeichnet.
Jieun Ohs Arbeiten beginnen mit stillen Gesten der Gastfreund-schaft – man teilt eine Tasse Tee, einen Duft, eine Mahlzeit – und entfalten sich rund um die übersehene Widerstandsfähigkeit urba-ner Unkräuter. Durch Spazierengehen, Sammeln, Fermentieren
und partizipatives Essen werden diese Pflanzen zu Metaphern für unsichtbares, aber zähes Leben und spiegeln die eigene Migrations-erfahrung der Künstlerin wider. Die Arbeit manifestiert sich in Malerei, Keramik, Performance und Workshops, in denen das Publikum vom Betrachter zum Mitgestalter wird.
Während ihres Aufenthalts im Westwerk entwickelt Jieun Oh Names We Don’t Know Yet. Nach täglichen Spaziergängen und
dem Sammeln von Nahrung dokumentiert sie essbare, aber oft unbenannte Unkräuter, die in multikulturellen Essgewohnheiten verbreitet sind, und übersetzt sie in Zeichnungen, Texte und kraut-förmige Objekte. Den Auftakt bildet ein gemeinsames Unkraut-Bankett: Jedes Gericht bildet eine botanische Brücke zwischen Kulturen und lädt die Gäste ein, Widerstandsfähigkeit zu kosten.
* Am Eröffnungsabend wird es ein Gastmahl geben, eine lockere Zusammenkunft, die durch gemeinsames Essen, Gesten und Präsenz geprägt ist.
** Kombucha-Workshop
Solidarity of the Unnamed
Der Workshop destilliert die letzte Stunde
der Ausstellung in ein Ritual aus urbanem Unkraut, Fermentation und Gastfreundschaft. Die Gäste beginnen mit der Verkostung von drei Kräuteraufgüssen – Spitzwegerich, Brennnessel und Löwenzahn. Dann lässt
man einen »Scoby« – a symbiotic culture
of bacteria and yeasts, eine Symbiose aus Bakterien und Hefen – auf dem übrig geblie-
benen Tee schwimmen. Dadurch entsteht
ein Kombucha der ersten Stufe und die Meditation des Künstlers über Natur, Wasser, Kreislauf und Verbundenheit wird in die unsichtbare Choreografie der Mikroben hineingeführt.
Die Teilnehmer zeichnen die Gesichter »namenloser« Unkräuter auf getrocknete Scoby-Blätter, schneiden die Silhouetten
aus und fädeln sie zu einem Kettenmobile zusammen. Die durchscheinende, nun blatt-förmige Hülle erhebt sich über den Kopf und bildet mit den darunter liegenden Gärgläsern und Zeichnungen ein atmendes Dach. Während die Unkräuter durch Flüssigkeit, Membran und Objekt wandern, verkörpern
sie die fortwährende Auseinandersetzung
des Künstlers mit Widerstandsfähigkeit und stiller Gastfreundschaft.
Schließlich erhält jedes Glas einen hand-
geschriebenen Spitznamen für das Unkraut und eine kurze Nachricht an den nächsten Scoby-Besitzer, die am Ende des Mobiles befestigt wird. Die Papiere verdunkeln sich mit der Zeit und werden zu einem lebendigen Archiv. Durch das Teilen von Tee, das Ver-
mischen von Atem und das Weben von Membranen prägt dieser kurze Zyklus eine langsame Gastfreundschaft, bei der Pflanzen, Mikroben und Menschen sich gegenseitig durch Sehen, Riechen und Schmecken nähren.