WESTWERK.

Konzert | Samstag | 4. Oktober 2025 | 20:00/20:30 Uhr

Der beste Tom-Liwa-Songschreiber der Welt.

40JAHRE IN 20+1 SONGS: Das kann natürlich gar nicht gehen, aber es funktioniert doch erstaunlich gut. Insgesamt 23 Musiker:innen
(und vier Bandnamen) sind auf dem opulenten Doppel-Album vertreten – und viele verschiedene Versionen des Singer/Songwriters, der 1985 in Duisburg die
Flower-
pornoes
gegründet hat. Seit den Neunzigern hat Tom Liwa (weit jenseits der Hamburger Schule) mit defi-
niert, was kluger deutscher Pop sein kann. Neben
den
Flowerpornoes war er mit Sundown, Mikrosaivo
und der
Leuchtturmband unterwegs, hat das Paradies
der Ungeliebten erfunden und mit dem Tim-Isfort-Orchester aufgenommen. Er hat bei Theaterstücken
wie »Salome« (Oberhausen 2019) und »Azzurro«
(Bremen 2023) die musikalische Leitung übernommen, und einen Dokumentarfilm über ihn gibt es auch:
»Wir haben die Musik« von Marc Ottiker (2008). Liwa hat mehr als 30 Alben und etliche Bücher veröffent-
licht – und zu seinem 60.
Geburtstag im Oktober 2021 die mehrstündige Video-Compilation »Die Geschichte des Horrorfilms«.

Im Jahr 2022 wählte der deutsche »Rolling Stone« Tom Liwas »Eine andere Zeit« zum Album des Jahres – als erstes deutschsprachiges Werk seit der Gründung des Magazins 1994. Der Nachfolger »Primzahlen aus dem Bardo« (2024) mit der Jazz-Saxofonistin Luise Volkmann kam ebenfalls in die Top Ten.

Während die Pandemie viele Kreative lahm legte, startete Liwa die Digital-Singles-Reihe »Topic Tom
de Terre«, in der er aktuelle Themen aufgriff, die von Weltpolitik über Philosophisches bis zu Weihnachten reichten. Er beschloss, in Zukunft super-independent zu veröffentlichen: Seine regulären Alben erscheinen jetzt ohne Label, Vertrieb oder Promotion-Maschinerie auf
Bandcamp – digital und auf CD, aber nicht als
Vinyl. »20 Power Hits« ist also auch in der Hinsicht etwas ganz Besonderes: Die Werkschau gibt es nur als Doppel-LP! Möglich gemacht hat das die Zusammen-
arbeit mit dem feinen Hamburger Label
Misitunes.

Die 20+1 Songs wurden nicht schnöde chronologisch geordnet, sondern in einer Art Kreativ-Tetris auf die
vier Seiten verteilt – das erzählerische Moment ist
Tom Liwa immer wichtig. Er selbst ist übrigens kein ausgewiesener Vinyl-Liebhaber. Seine persönliche Sammlung würde Menschen, denen Mint-Qualität am Herzen liegt, wohl schockieren: »Die hat keinen Markt-
wert, weil die Platten jahrelang im Regal standen, wo die
Katze dran kam. Das heißt, sämtliche Rücken sind zerkratzt. Und viele LPs sind voller Katzenhaare oder wurden als Frühstücksbrettchen genutzt.«

Natürlich wird allen Hörer:innen mindestens irgendein Stück fehlen, weil 20 Songs bei mehr als 30 Alben dann doch sehr wenig sind. Aber Tom hat harte Kriterien angelegt bei der Auswahl – drei, um genau
zu sein. Verkaufszahlen sind es nicht, wir reden hier ja nicht von ABBA oder Queen: »Ein Kriterium war für mich, dass die Songs eine Reichweitenerweiterung erzielt haben.
Also z.
B. weil wir auf einem wichtigen Musikmagazin-Sampler drauf waren, weil sie auf einem Soundtrack oder so verwendet wurden oder bei einem emsigen Plattenlabel wie Grand Hotel Van Cleef erschienen sind, die mehr Werbung und Videos gemacht haben. Das zweite Kriterium ist das des Publikumslieblings. Also Stücke, die immer wieder gefordert wurden.« Wenn Tom Liwa eine Platte macht, sind die Songs für ihn erst mal alle Hits. Just killers, no fillers! Und dann wundert er sich manchmal selbst, welche bleiben. Welche spielt er nach Jahren noch live, welche nicht? »Das ist nicht immer logisch. Das sind gar nicht un-
bedingt die Besten. Das hängt auch davon ab, ob die vielleicht sehr kompliziert sind und ich mit meinem vernebelten ADHS-Hirn irgendwann die Akkorde einfach gar nicht mehr weiß oder mir Texte nicht merken kann. Und es gibt Songs, die
nicht besonders gut gealtert sind, weil sie textlich für mich irgendwann einfach nicht mehr gehen.«
Themen und Haltungen ändern sich, die persönliche Handschrift bleibt.

Und was ist der dritte Faktor? Die Mike-Krollmann-Kategorie! Sein Jugendfreund hat Liwa gelehrt, intuitiv zu verstehen, was ein Hit ist. Strophe, Refrain, Hook, Text: Alles muss stimmen. Als Sundown schreiben sie übrigens gerade wieder gemeinsam an neuen Hits – während die Flowerpornoes und die Leuchtturmband weiterhin Fixpunkte in Liwas Kosmos sind. Bei Bands ist es ja erlaubt, verschiedene Lieben parallel laufen zu lassen, und Tom hat mit all seinen Musiker-Freund:in-
nen noch etwas vor. »Ich bin nicht der Typ, der sich trennt. Ich bin der, der sich schlecht benimmt, damit die anderen sich trennen«, sagt er – aber das hat hier offensichtlich nicht funktioniert. Ein Glück. Denn einen Umstand, den
Tom Liwa jahrzehntelang entweder maskiert oder viel zu laut hinausposaunt hat, kann er jetzt endlich als
Fakt hinnehmen: »Ich weiß, dass ich nicht irgend so ein Songschreiber bin, sondern ein Weltklasse-Songschreiber – und dass vor allem niemand so gute Tom-Liwa-Songs schreiben kann wie ich. Ich bin definitiv der beste Tom-Liwa-Songschreiber der Welt.«

WESTWERK.

Fotos: David Sedlacek, Saskia Lippold

»20 Power Hits« – das kennen wir doch! Von K-Tel! Auf den LPs waren in den 70er-Jahren immer die größten Stars vertreten: Albert Hammond, Cliff Richard, Elton John. Für Tom Liwa waren diese Compilations ein »Tor in die Popmusik«, und jetzt öffnet er die Pforten zu seinen eigenen »20 Power Hits«. Nur dass es keine Hits im eigentlichen Sinne sind. Und keine 20 Stücke, sondern 21 (weil auch ein ganz neuer, bisher unveröffentlichter Song dabei ist).

2025

Eilmeldung! Tom Liwa erwartet Special Guests: Niko Kratzer (Perkussion)

und Angela Gobelin (Bass/Querflöte). Und als Support: Grizzly’s Garden