Schlag die Gitarre an, mit nicht mehr Kraft als nötig. Die Band startet, und
hier und da fallen die ersten schweren Tropfen aus der dunklen Wolke,
tanzend in Richtung Musik. Schon der Bandname Veranda Music klingt doch
nach dem Geheimnis vom richtigen Ort zur richtigen Zeit. Am späten Nachmittag, noch später am Abend, tief in der Nacht und dann früh am Morgen. In Hamburg vielleicht in der Kneipe Mutter. Jahrzehntelang klemmte da eine Plattenhülle von Veranda Music an der Wand, oben links hinterm Tresen. Sie wegzunehmen war keine so gute Idee, aber so fiel es richtig auf: Leere Stelle, großer Verlust, nicht der Mund für diese Ohren.

Das erste Album von Veranda Music, »Here’s to them all«, wurde zu großen
Teilen im Keller von Westwerk aufgenommen, so um und bei 1997. Damals gab
es noch das Heinz Karmers Tanzcafé, Nähe Reeperbahn, gegenüber vom Domfeld,
und nach den Sessions ging es nachts um zwei genau dahin, für etwas Chaos.
Und XXS Records war das Hamburger Label mit dem frühen Gefühl für Americana Music und für Veranda Music. Betrieben von Ruth Witte und Michael Hess, sehr aktiv von 1996 bis 2004; und Michael Hess feiert mit dem Veranda-Music-Konzert
im Westwerk nun auch seinen 60. Geburtstag und das gemeinsame Schaffen
mit XXS. Fünf Alben hat die Band um Sänger Nicolai von Schweder-Schreiner inzwischen veröffentlicht. Sie spielten mit Marianne Faithfull, Jonathan Richman und Dr. John. Sie wurden von Robert Wyatt als »very good band« geadelt, ver-
öffentlichten eine brasilianische EP und jüngst ein erstes Best-Of-Album namens »Lovers«. Und an solche, die lieben können, wollen wir glauben. Und dann, und vielleicht noch mehr an diesem Abend, am richtigen Ort zur richtigen Zeit, an solche, die tanzen können.