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Es gibt Musik, Instrumentalmusik, die wirkt, als würde sie unter dem Schein einer Petroleum-
lampe vorgesungen werden. Oder zugeflüstert.
Sie wandelt dann im besten Fall ins Bewusstsein,
durch die Geschicke unseres Daseins, breitet sich
aus, umgeben von schattenhaften, aber immer gegenwärtigen Erinnerungen an ein größer
gestaltetes, schon weit zurückliegendes Geschick,
das verstellt ist von einer Handvoll Formen, von Strophen und Refrains, in die wir geraten sind.
Frei nach Edgar Allan Poe.
Auf »The Well« (»Der Brunnen«), dem zweiten Album des Duos So Sner, ist so ein smarter, gedicht-ähnlicher Sound zu hören, dessen Momente vor
dem geistigen Auge auftauchen und verschwinden, wieder auftauchen oder zerfließen, ohne sich an
eine Gestalt geklammert zu haben. Da ist auch Regelwerk und Mathematik auf dem Album von
Stefan Schneider (Elektronik) und Susanna
Gartmayer (Bassklarinette). Sanfter Rhythmus und Elektronik im Fluss, aber im Zusammenspiel und im Layering mit der Bassklarinette, die in die Elektronik hineingreifen kann, entstehen
die Neuigkeiten. Klang- und Farbfrequenzen, geplante und assoziierte: Mit dem Kopf im titel-
gebenden Brunnen können Echos von den »Sketches of Spain« von Gill Evans und Miles Davis wahrgenommen werden, vielleicht auch von Schönbergs »Pierrot Lunaire« (hier ohne Gesang) oder von Dolphys »Out to Lunch« (hier mit Elektronik). Und man denkt an die vielen wunder-
baren Projekte von Stefan Schneider, nimmt sich vor, mehr seltene Musik zu hören und nach Musik von Susanna Gartmayer zu suchen.
Die andere seltene Musik kommt von Miki Yui. Die Komponistin und Künstlerin spielt auf ihrem großartigen, bereits siebten Album »As If« mit weit hellerem Licht. Es könnte Arbeitslicht gewesen sein: Ein Laser Focus, so das Info zum Album, kam zum Einsatz und das ist glaubwürdig. Die Plastizität dieser Musik ist riesig und wie das Magazin The Wire bemerkte: »Miki Yui knows how to get you listening«. Warum, darüber dachte Detlev Weinrich aka Tolouse Lowtrax nach:
»Es scheint, als würden ihre Klänge und ihr Zusammenspiel eine Art natürliche Entwicklung beschreiben. Als würde man einem im Zeitraffer gewebten Netz, einem Pilz oder einem Schmetterling zuschauen. Anstelle der Kamera oder des Mikroskops ist es das Mikrofon, das
das Geschehen aus nächster Nähe festhält. So erleben wir die Energie des Lebens selbst.«