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Bei Candelilla war der Sound von Mira Mann der Alarm einer Band. Im Noise-Rock-Extrem bedeutete das Appetit auf musische Verschiebung, auf Widerspruch, auf schiere Absicht und auf das Vergnügen von Idee zu Genuss nach Wirkung.
Mira Mann kehrt ohne ihre Münchener Band mit einer Musik zurück, die sehr überraschend vor der Tür steht. Unglaublich elegant, elektronisch komponiert und Avantgarde. Und erst auf den zweiten oder dritten Blick wie eine entfernte musische Verwandte von Candelilla. Eine andere, kunstvolle, märchenhafte Musik umhüllt jetzt die Texte wie eine transparente Hülle, auch wie allerfeinster Zufallsstaub. Dahinter natürlich wieder Absichten, selten schön dargeboten: Texte geben und rauben den Tönen ihre Existenzen. Sound holt sich, was er kann, zurück. In einem kunstvollen Spiel von Musik-Text-Beziehungen.
Auf Mira Manns Debüt-Album »Weich« ist der Hustle nun soft, evident, präzis. Und vergleich-bar mit dem Mensch-Maschine-Schock, den gesampelte und programmierte Musik Anfang der 90er für Bands ausmachte. Im damals besten Genre, HipHop, verblieb nur der Reim als Mensch-Komponente auf den Beats. Herkömmlicher Gesang zog sich zurück wie eine alte Leier und das gesprochene Wort übernahm die Angelegenheit mit neuen Konstruktionen, ähnlich wie es Mira Mann nun macht. Mit, neben und in den Kompositionen von Ludwig Abraham. Ohne auch nur die Regung eines gesungenen Tons. Übrigens auch ohne den binnenversöhnenden Reim.
Vielleicht gibt es grad kein besseres Beispiel dafür, dass Musik und Text nicht aufhören
wollen anzugreifen.
* Kristof Schreuf (1963–2022)
Foto: Rosanna Graf