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In ihrer Einzelausstellung im Westwerk stellt Henrieke Ribbe ein aktuelles, noch immer tabuisiertes Thema ins Zentrum ihrer Malerei: die Vereinbarkeit von Kind und künstlerischer Karriere. Mit ihrer neuen Serie großformatiger Porträts bekennt sich Ribbe zur zwiespältigen Rolle als Mutter und
als Malerin.
Während die Gleichberechtigung in der Reproduktions- und Produktionsarbeit als gesellschaftliches Problem erkannt wurde, bleiben Frauen als Mütter im Bereich der Kunst strukturell benachteiligt. Oft verschweigen Künstlerinnen ihre Kinder in der Vita, um zum Beispiel keine Nachteile in der Bewerbung für Lehraufträge zu erfahren. Aus Sicht des Kunst-marktes scheint die Entscheidung für Kinder gleichbedeutend mit der Entscheidung gegen eine erfolgreiche Laufbahn als Künstlerin zu sein.
Die Darstellung von Künstler-Kolleginnen gemeinsam mit ihren Kindern ist für Henrieke Ribbe ein solidarischer Akt. Zugleich dient die Arbeit an den Porträts der anderen Frauen auch einer Reflexion von Aspekten der eigenen Biografie.
Was die lebensgroß in Öl porträtierten Frauen verbindet,
ist ihr selbstbewusstes Auftreten und ihr stolzer, heraus-fordernder Blick. Die bildliche Aufzählung namhafter und unbekannter Künstlerinnen in der Mutterrolle führt die darin liegende Diskrepanz vor Augen: Während es für alle diese
Frauen bereits völlig normal ist, gleichzeitig Kinder zu erziehen und Kunst zu machen, wird dies von außen kaum wahrgenommen und fehlt vollkommen im Sprechen über Kunst. Bertolt Brechts Theaterstück »Der kaukasische Kreidekreis« handelt von einer überkommenen richterlichen Methode zur Bestimmung von Besitzansprüchen.
Im Fall von zwei um ein Kind streitenden Frauen zeichnet ein Richter einen Kreis aus Kreide. Derjenigen, der es gelinge, das Kind mit der Kraft der wahren Mutter aus dem Kreis an sich zu reißen, solle das Kind zugesprochen werden. In der List des Richters erweist sich jedoch gerade die Frau als Mutter, die aus Sorge um das Kind nachgibt.
Für Henrieke Ribbe ist das Sinnbild des Kreidekreises der Ausgangspunkt für die Annäherung an die eigene Situation als Mutter und Künstlerin. Doch der Widerstreit zwischen den Ansprüchen von Mutterschaft und Beruf stellt sich als weitaus komplizierter heraus: Wer zerrt hier an wem? Wen oder was umschließt der Kreidekreis? Wer hat ihn überhaupt gezeichnet?
Zudem werden Skulpturen von Jürgen Ribbe (* 1954) zu sehen sein. Seine bildhauerischen Arbeiten zeigen Arbeit und Familienleben aus einer komplett anderen Perspektive und bilden mit ihrer starken Materialität eine kontrastierende Erzählstruktur zur figurativen Porträtmalerei der Tochter.
Vater und Tochter
am Eröffnungsabend.