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Während der Begriff »Reflex« einem unwillkür-
lichen neuronalen Reiz-Reaktionsschema unterliegt und etwas Scharfes und Effektives bezeich-
net, verhält sich das »Echo« eher gegenteilig. Schon
in seiner dramatischen Verkürzung gegenüber dem Ausgangssignal stellt es in Frage, was es reflektiert. Und Fragen brauchen Zeit. Das Echo verwandelt seine Ursprungsbotschaft bis fast zur Unkenntlichkeit –
und kann so auch wiederum zum reflexauslösenden Element werden. Vor allem aber verändert das Echo seiner Natur nach seinen Herkunftsimpuls und verhilft ihm so zu einem neuen und anderen Raum und Sinn. Die Begriffe Reflex und Echo werden häufig synonym benutzt, sind aber hier oft deutlich etwas anderes.
Dieser Differenz gehen die Künstlerinnen und Künstler in ihrer Ausstellung nach: Das Spannungs-
feld zwischen dem Unwillkürlichen und seinem Widerhall ist Ort und Ausgangspunkt verschiedener Betrachtungsweisen. Es ist das Feld, in dem Kunst entsteht durch Annäherung und Nachempfinden, durch Reagieren in der Einfühlung. Die Ausstellung zeigt Fotografie und Malerei, Skulptur und Ton, die sich auf unterschiedliche, aber niemals den Impuls wiederholende Weise zeigt.
So arbeitet Nir Alon an einer Rauminstallation aus gefundenen Objekten und Sound, die aus der Reflexion einer persönlichen Erinnerung zu einer »öffentlichen« Geschichte wird. Tom Fleischhauer installiert einen eigens für diese Ausstellung entstandenen Soundtrack – unter anderem zum Mythos von Echo und Narziss.
Sabine Höpfners Fotoarbeit befasst sich mit der Akropolis in Athen, mit der nächtlichen Dunkelheit sowie dem Blick der Kamera als romantischem Reflex auf untergegangene humanistische Wertvorstellungen der Antike. Die Skulpturen von Anna Mieves verweisen ebenso auf die Bildhauerei der Antike und verbinden
sie mit dem realen Raum. Ihre skulpturalen Körper
sind Form und Abformung, also Positiv- wie Negativ-
form zugleich. Sie dehnen sich aus oder wölben sich
ein und agieren als Mittler zwischen anwesenden und abwesenden Körpern. Der Fotokünstler und Maler Claus Sautter assoziiert in seiner enkaustischen Farbfeldmalerei Orte auf einer imaginären kultur-
historischen Weltkarte. Wie entfernte Echos schwingen Mythen, Erzählungen und historische Begebenheiten
in den Bildern und ihren titelgebenden Namen nach, nur mehr in Form von damit assoziierten Oberflächen und Farbklängen.
Lang schallt’s in der Halle noch.
Sabine Höpfner, K P R L S, 2018
Anna Mieves, Stütze
Claus Sautter, Nineveh, 2023
Nir Alon, The Other One
(Small Steps), 2023
Tom Fleischhauer,
noise not defined, 2024