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Das Jugendbeben.
Was hat das Baujahr einer Künstlerin mit ihrer Kunst zu tun? Wie beeinflusst die Zeit, in der wir geboren werden, unsere Arbeit?
Geht etwas vom Geist der Zeit in unsere Windel- und Sandkastenjahre über, auch
wenn wir noch keine direkte Berührung mit diesem Zeit-Geist haben? Tanze und performe
ich heute im öffentlichen Raum, weil in meinem Geburtsjahr 1964 Dancing in the Streets
von Martha Reeves & the Vandellas ein Hit war? Fühle ich mich dem »dunklen Sound« von Velvet Underground so verbunden, weil die Band 1964 gegründet wurde? Habe ich ein Faible für das Lebensgefühl des Swinging London, weil 1966 – als ich gerade laufen konnte – der Film »Blow Up« von Antonioni in die Kinos kam?
Warum wurde Eva Hesse nicht 1964 auf der documenta III in Kassel gezeigt, sondern erst postum auf der documenta 5 von Harald Szeemann? Bin ich deshalb mit 14 Jahren Feministin geworden und habe meine Tochter nach Clara Zetkin benannt, obwohl ich eine lange Zeit lange blonde Haare hatte, und habe ich deshalb später das »Blanche-Projekt« begonnen, um weibliche Identitäten im Einfluss des Zeitgeists zu untersuchen?
Die Ausstellung Bibi’s Swinging Sixties Show geht der These nach, inwiefern wir von
dem »Geist einer Zeit«, also den kulturellen und politischen Ereignissen und ihrem medial vermittelten gesellschaftlichen Verständnis, geprägt werden. Anlass hierfür ist das Eintreten der Künstlerin in das 6. Jahrzehnt ihres Lebens – in die Sechziger. Ausgewählte Arbeiten aus verschiedenen Werkblöcken werden gegenübergestellt und auf ihre gemeinsamen Linien, Verwandtschaften und zeitgeschichtlichen Spuren untersucht. Performancevideos aus
den letzten 10 Jahren und Fotoarbeiten aus den historischen Projekten »Blanche« und »madonnen« stehen ganz neuen Upcycling-Objekten gegenüber und stellen neue Bezugspunkte her.
Die »obskuren Poeme« ergänzen die physische Performanceleistung der Jumping-City-Filme durch sprachakrobatische Sportlichkeit, und die kontemplativen Andachtsmomente
der »madonnen« erfahren ihre Ergänzung in der musealen Betrachtung der konservierten Blütensammlung. So kommunizieren die Dinge über die Zeiten und Räume hinweg in einem mal stillen, mal beredten Ton, und geben den Betrachter:innen zarte Hinweise auf ihre immanenten Entstehungszusammenhänge.