WESTWERK.
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20459 Hamburg
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Westwerk wird freundlich unter-
stützt von der Behörde für
Kultur und Medien Hamburg.
Westwerk ist
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Champagnola, das Mischverhältnis von je
50 Prozent Cola und Champagner, schwappt auf die Arbeiten über, die in einer Mischung aus prickelndem Glanz und klebriger Materialität stehen. In jeder Position manifestiert sich der innere Widerspruch zwischen pedantischer Eleganz und überschwänglicher aufgelockerter Präsentation oder einer betont rotzigen, groben Behandlung der Texturen und einer präzisen Inszenierung. So absurd die Kombination klingen mag, umso erstaunlich erfrischend der neue Geschmack, der in den Vordergrund tritt.
A NEW TASTE.
In den neuen Arbeiten von Cordula Ditz, Michael Gumhold, Helmut Heiss, Roland Kollnitz, Thea Moeller und Liesl Raff soll das Mischungsverhältnis durch die eigene individuelle Auseinandersetzung abgestimmt werden.
Gefördert durch
1972 geboren in Hamburg, lebt und arbeitet in Hamburg.
Cordula Ditz thematisiert in ihrer medienübergreifenden Arbeit kulturhistorisch bedingte Anspruchs- und Wahrnehmungsperspektiven und Ermächtigungsstrategien der Unterlegenen. Das Kerninteresse in Ditzs Arbeiten liegt in der genderbewussten Analyse künstlerischer und im weitesten Sinne kultureller Gesten und Konventionen. Dabei setzt die Künstlerin unterschiedliche Medien ein. Neben Videoarbeiten bedient sie sich Installationen und großformatiger Gemälde. Mittels Zitaten, seriellen Arbeiten, Collagen und Wiederholungen untersucht sie u. a. Verhaltens- und Wahrnehmungszustände.
1978 geboren in Graz, lebt und arbeitet in Wien. Das vielschichtige Referenzsystem des Künstlers Michael Gumhold macht vor keiner Ikone der Musik-, Kunst- oder Design-geschichte halt. Unbefangen greift er in die Schatzkiste unserer Erinnerungen und legt die Archive in unseren Köpfen frei. Er seziert, zerlegt, wiederholt, knüpft neue Verbindungen und legt die Fährten aus, auf denen wir ihm in sein semiotisch-visuelles Universum folgen. Gumhold knüpft Assoziations-ketten von Zitaten, die jedoch nicht bloße Verweise bleiben, sondern Ausgangspunkte für ästhetische Neuformulierungen sind. Eine Verschiebung von Bedeutungsaspekten – wie von high zu low, vom originalen Unikat zur rekontextualisierten Kopie – hat hier durchaus Methode und ist beabsichtigt. Gumholds grobe Materialästhetik und expressiver Gestus sind direkt dem Ereignishaften der Musik und hier vor allem einer härteren Rockrichtung entlehnt.
1976 geboren in Bolzano, lebt und arbeitet in Wien.
Die Arbeiten von Helmut Heiss bespielen den Raum als situative Skulpturen, die den Betrachter strategisch miteinbeziehen. Sie bewegen sich zwischen hochwertigen Oberflächen und dem herkömmlichem Material, aus dem die Objekte gefertigt sind. Ein gewisses Unbehagen entsteht durch den Kontrast der handwerklichen Perfektion, die bis zu industriellen Formen getrieben wird und der Einfachheit der verwendeten Materialien. Heiss fertigt aus billigen Spanplatten eine konkave Hochglanzform, die an Luxusgüter erinnert – oder produziert aus gebräuchlichen Stahlprofilen eine optische Täuschung, die sowohl die Form der Skulptur infrage stellt, als auch das Material, über dessen Eigenschaften man sich nicht mehr im klaren sein kann.
1972 geboren in Klagenfurt, lebt und arbeitet in Wien.
Roland Kollnitz beschäftigt sich im weitesten Sinne mit der Poetik des Raums. Die Arbeit des zeitgenössischen Künstlers zeichnet sich durch einen sensiblen Umgang mit Materialien ganz unterschiedlicher Qualität aus. Kollnitz analysiert und verändert den architektonischen Raum, um seine Einzel-skulpturen optimal in Beziehung zu setzen. Seine Skulpturen entpuppen sich oft erst auf den zweiten Blick als Kunstwerk, begreifen sich nicht nur als räumliche, sondern auch als soziale Interventionen, die den musealen Raum mit kleinen Eingriffen aufbrechen.
1985 geboren in Hannover, lebt und arbeitet in Wien.
Thea Moellers skulpturale Arbeiten bestehen aus industriellen Rohmaterialien und aus gefundenen Relikten. Die Objekte scheinen gezielt unfertig, ruinenhaft und orientieren sich meist an der Vorlage eines urbanen Details. Durch ihre sich ausbreitende Präsenz okkupieren sie den Raum. Der architektonische Kontext wird abstrahiert und als eine stärkere, nüchterne Struktur hervorgehoben. Moellers Vorliebe für Prototypen bedingt, dass der erste Versuch für sie immer auch der einzige ist.
1979 geboren in Stuttgart, lebt und arbeitet in Wien.
Die Praxis von Liesl Raff entsteht aus einem Interesse an sozialen Verbindungen, Verhaltensmustern und Rollen, die in ihrer Arbeit durch die Wahl und Zusammensetzung von Materialien transparent gemacht werden. Aus einem breiten Spektrum an Werkstoffen wie Metall, Epoxidharz, Ton, Gips und Latex entstehen Objekte, die die Art und Weise ihrer Entstehung nicht verschleiern, sondern durch das Sichtbar-machen des strukturellen Aufbaus den Schaffensprozess offen zeigen. In den changierenden Oberflächen werden die Verbindungsstellen zu Markierungen, die nicht nur als werkinterne Referenz dienen, sondern symbolisch auf das menschliche Zusammentreffen in unterschiedlichen sozialen Gefügen verweisen. Es entstehen Situationen in denen einzelne Objekte wie Charaktere aufeinander treffen. Die verschiedenen stofflichen wie inhaltlichen Überlagerungen in den Objekten und Installationen werden so zu Orten der Bedeutungsproduktion, die durch neue Kombinationen und Zusammensetzungen nie abgeschlossen sein müssen.