WESTWERK.
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20459 Hamburg
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Westwerk ist
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Videoinstallation anlässlich der Masterabschlusspräsentation im Studiengang Kunst und Theater im Sozialen (M.F.A.) an der Hochschule für Künste im Sozialen, Ottersberg
Nach dem Farbenrausch unserer letzten Ausstellung haben die Westwerk-Wände sich wieder in weißes Schweigen gehüllt. Bereit für einen neuen Impuls, für das Erzählen einer sehr persönlichen Geschichte, die durch die Reduktion auf Schwarz und Weiß umso eindrucksvoller wird.
Es gibt viele politische und soziale Gründe, die uns bewegen in ein anderes Land zu immigrieren. Wir verändern die Wahrnehmung unserer Heimat und bewegen unsere Identität von einem Ort zum anderen. Impuls ist eine Videoarbeit, basierend auf dem Moment, wenn wir uns entscheiden, ein Zuhause an einem neuen Ort aufzubauen, und beginnen, uns auf eine andere Umgebung einzustellen.
Dieser Versuch der Anpassung kann sich zeitweise wie das Aufgeben der eigenen Identität anfühlen, da die Impulse, die auf uns einströmen, nicht nur in großer Zahl, sondern auch in hoher Intensität erfolgen. Eine neue Umgebung, ungewohnte Kultur, andere Umgangsweisen und eine neue Sprache sind ebenso Gründe dafür wie die Tatsache, dass unser Gehirn mehr Informationen verarbeiten muss, als wir gewohnt sind. Wir vergleichen dann ständig die Situation unserer Herkunft und unserer Muttersprache mit einer neuen. Durch die detaillierte Betrachtung der Umwelt und die Reflexion der Vergangenheit sowie der Gegenwart müssen wir deshalb unsere Umgebung zunächst dekonstruieren und analysieren, um uns dann in einer neuen Umgebung zurecht finden zu können.
Der aus Caracas in Venezuela stammende Künstler Arnaldo González versetzt mit seiner Videokunst die Zuschauer in verschiedene kontemplative Zustände und reflektiert über seine Erfahrungen als Einwanderer. In seiner künstlerischen Arbeit manipuliert er digitale Fotografien/Filme des eigenen Körpers, um eine poetisch-visuelle Erzählung zu schaffen.
Arnaldo González beschäftigt sich mit dem Selbstbildnis und der seiner Transformation. »Als Einwanderer befinde ich mich in einem permanenten intensiven Prozess der
Veränderung. Jedes Video führt mich immer wieder zurück zur Betrachtung meiner eigenen Person, jedoch in ständig neuen Situationen. Teilweise wirkt es, als entstünde ich aus der Umgebung heraus. Die Umgebung formt mich – ich bin die Umgebung. Als jemand, der sich in eine neue Lebenssituation begibt, kenne ich die vielen Anläufe und Wiederholungen, die man machen muss, bis sich eine Routine einstellt. Es ähnelt einem permanenten satellitenhaften Kreisen um die gleichen Dinge. Erst wenn diese Kreise oft genug gezogen wurden und ihr Lauf uns vertraut wird, gewinnen wir nach und nach das Gefühl, eine neue Heimat gefunden zu haben. Meine Entwicklung dokumentiere ich gleichermaßen in Videokunst und Poesie. Manchmal fühlt sich die Betrachtung an, als läse ich eine Seite in meinem Tagebuch.«
Arnaldo González wurde 1986 in Caracas, Venezuela, geboren. 2006 machte er seinen Fachabschluss im Bereich Marketing am Colegio Universitario de Caracas. Ein Jahr später begann er sein Kunststudium (B.F.A) am Instituto Universitario de Estudios Superiores de Artes Plásticas Armando Reverón, jetzt Universidad Nacional Experimental de las Artes, Caracas, das er im Bereich »Interdisziplinäre Medien« 2011 mit der Auszeichnung Cum Laude abschloss. Im Wintersemester 2014 begann er mit dem zweijährigen Masterstudiengang Kunst und Theater im Sozialen (M.F.A.), begleitet von seinem Mentor Prof. Michael Dörner, an der Hochschule für Künste im Sozialen in Ottersberg (Niedersachsen). 2015 gewann er den 2. Platz des Kunstpreises der altonale17 in Hamburg und 2016 erhielt er ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).
Einzelausstellungen
2016: Rostros y Rastros. Generalkonsulat Venezuela in Hamburg
2015: Mente en Blanco. Level One, Hamburg
2015: Mi pequeño y grande universo. Sala Unexus. UNEARTE, Caracas
»Impuls«, Video-Stills
Arnaldo González
Videokunst (1-Kanal-Version, Schwarzweiß/Farbe, Ton, 21 min)
2016